„Die Rosenheim-Cops“, Eine hochintelligente Gesellschaft

Die erste Verdächtige: Dr. Almuth Fehrenbacher
Schnell gerät die Ehefrau des Opfers, Dr. Almuth Fehrenbacher, ins Visier der Ermittler – insbesondere, nachdem ein Testament entdeckt wird, das die Geliebte des Professors, Steffi Obermüller, als Alleinerbin einsetzt. Doch dieses Dokument ist formal irrelevant, da ein notarielles Ehegattentestament existiert, das gegenseitige Absicherung gewährt.
Dennoch werfen solche Umstände ein scharfes Licht auf Dr. Almuth: Hatte sie ein Motiv, etwa aus Angst um die Sicherheit ihrer Zukunft oder im Affekt? Die Ermittler müssen abwägen, ob sie aus Eigeninteresse handelte oder ob jemand anderes die Tat heimlich inszenierte.

Der Neffe als Verdächtiger: Konrad Klinkhammer
Parallel verdächtigt Almuth selbst den Neffen des Opfers, Konrad Klinkhammer, einen Computerspezialisten, der offensichtlich den Vereinsvorsitz erben wollte.
Doch der Fall gewinnt eine neue Dimension, als herauskommt, dass Fehrenbacher gegen Bezahlung IQ-Testergebnisse manipulierte. Klinkhammer soll ihn deshalb erpresst haben. Die Ermittler beginnen, ihn nicht nur als potentiellen Profiteuer, sondern als jemanden mit einem erpresserischen Motiv zu sehen
Das Testament der Geliebten: Steffi Obermüller
Nicht weniger interessant: Steffi Obermüller, die Geliebte des Verstorbenen, behauptet, Fehrenbacher habe das Ehegattentestament kündigen wollen. Wenn wahr, würde sie legal ins Erbe rutschen. Ihre Stellungnahme öffnet weitere Spekulationsräume: Königsspiel mit juristischen Dokumenten, moralische Konflikte – die Ermittlungen geraten durch private wie legale Widersprüche in Schwarzweiß- und Grautöne
Manipulierte IQ-Tests und Erpressung
Ein zentrales Motiv der Erzählung: Fehrenbacher manipulierte IQ-Testergebnisse – gegen Geld. Das zerstört sein wissenschaftliches Ethos und stellt ihn als kriminellen Manipulator dar. Solche Enthüllungen werfen ein ganz anderes Licht auf seinen Tod: War es Selbstjustiz, Eifersucht, Angst um Reputation oder einfach Erpressung, die diesen Mord trieb? Die Kommissare stehen vor einem scheinbar unlösbaren Puzzle aus Fakten, Emotionen und moralischer Dissonanz
Der Schrebergarten als Nebenstrang
Zeitgleich rollt ein kurioser Nebenschauplatz mit auf: Frau Grasegger gräbt in einem Schrebergarten eine unbekannte Pflanze aus. Hannes Winkler erhält diese Pflanze – die Bayerische Berglilie, eine streng geschützte Art – zum Geburtstag geschenkt. Sowohl er als auch deren Besitzerin, Annegret Nerlinger, müssen ein Bußgeld zahlen.
Dieser Vorfall bringt eine heitere, typisch bayerische („krimi light“) Note ins Spiel: Während sich die Kriminalhauptlinie um Intrigen und Mord dreht, erinnert uns der kleine Umweltskandal daran, dass in Rosenheim oft auch die kleinen Vergehen eine Rolle spielen.

Inszenierung, Regie & Cast
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Regie: Manuel Grabmann.
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Drehbuch: Hans-Henner Hess.
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Darsteller: Neben Igor Jeftić als Hansen und Baran Hêvî als Kaya sind Ines Honsel als Dr. Almuth Fehrenbacher, David Daria als Konrad Klinkhammer und Tanja Hirner als Steffi Obermüller prominent vertreten. Die Lokalität, die Figuren, die kleinen Alltagsmomente: Alles trägt die Handschrift des etablierten Rosenheim-Cops-Stils.
Fazit und Interpretation
Diese Folge Eine hochintelligente Gesellschaft fährt das volle Programm: Mord auf hohem akademischen Niveau, unterschwelliges Geflecht aus Erpressung, Täuschung, Erbrecht und emotionaler Bindung. Gerade die Kombination eines intellektuellen Milieus mit klassischer Krimidramaturgie macht die Episode besonders spannend – getragen von ebenso clever gestricktem Plot wie von skurrilen, bodenständigen Nebensträngen.
Sie illustriert, wie in einer Gesellschaft von Hochbegabten nicht nur der Intellekt regiert, sondern auch Habgier, Machtstreben und emotionale Verletzlichkeit eine tödliche Rolle spielen können. Gleichzeitig sorgt der Schrebergarten-Zwischenfall dafür, dass trotz Intrigen und Mord der charmante, regionale Alltag nicht zu kurz kommt.