„Rosenheim Cop“ freut sich auf Rollen, für die er bisher zu jung war
## „Rosenheim Cop“ freut sich auf Rollen, für die er bisher zu jung war: Eine neue Ära bricht an für Joseph Hannesschläger
**Rosenheim.** Die malerische Kulisse des Chiemsees, die bayerische Gemütlichkeit – und mittendrin ein Verbrechen. Jahrelang war Joseph Hannesschläger, vielen besser bekannt als Kriminalhauptkommissar Korbinian Hofer in der ZDF-Erfolgsserie „Die Rosenheim-Cops“, das Gesicht dieser scheinbar heilen Welt. Doch hinter der Fassade des grantigen, aber liebenswerten Cops verbarg sich stets ein Schauspieler, der nach neuen Herausforderungen dürstete, nach Rollen, die ihn als Künstler fordern, die ihn emotional auslaugen und ihn aus seiner Komfortzone katapultieren. Nun, nach dem viel zu frühen Tod des Schauspielers Joseph Hannesschläger, hallt sein Wunsch nach neuen Rollen nach, Rollen, die er aufgrund seiner langjährigen Bindung an die Serie und der ihm dadurch zugeschriebenen “Jugendlichkeit” im übertragenen Sinne, nie spielen konnte.
Der plötzliche Verlust von Joseph Hannesschläger im Januar 2020 hinterließ nicht nur eine Lücke in der deutschen Fernsehlandschaft, sondern auch in den Herzen unzähliger Fans. Die Serie „Die Rosenheim-Cops“, die er maßgeblich prägte, verlor ihren Anker, ihren Mittelpunkt, ihren Korbinian Hofer. Doch abseits des tragischen Verlustes offenbart sich nun ein Blick auf die Wünsche und Sehnsüchte eines Schauspielers, der mehr war als nur der gemächliche Kommissar mit dem bayerischen Dialekt.
Hannesschläger hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens zunehmend nach Rollen gesehnt, die ihn als Künstler herausforderten. Rollen, die ihn erlaubten, die dunklen Ecken der menschlichen Seele auszuloten, die Tragik des Lebens zu verkörpern und die Komplexität des Alters auf die Leinwand zu bringen. Er wollte Väter spielen, die von ihren Fehlern eingeholt werden, Großväter, die mit dem Verlust ihrer Erinnerung kämpfen, oder skrupellose Geschäftsmänner, die am Abgrund stehen. Rollen, für die er sich, aufgrund des Publikumsbildes, das durch seine Rolle als “Rosenheim Cop” entstanden war, und seines relativ jugendlichen Aussehens, “zu jung” fühlte.

Doch nun, nach seinem Tod, scheinen sich die Perspektiven zu verschieben. Die Trauer um den Verlust dieses begnadeten Schauspielers hat die Türen für eine neue Auseinandersetzung mit seinem Werk geöffnet. Die Fans beginnen, hinter der Fassade des Kommissars den vielseitigen Künstler zu erkennen, der er war. Und diese Erkenntnis lässt die Sehnsucht nach den Rollen, die er nie spielen konnte, noch lauter werden.
Man stelle sich vor: Hannesschläger als verbitterter, alternder Industrieller, der von der Vergangenheit heimgesucht wird, seine Familie in den Ruin treibt und schließlich allein und verlassen in seinem kalten, leeren Palast stirbt. Oder als dementer Großvater, der in einer Welt der Erinnerung lebt, seine Enkelkinder verwechselt und in bruchstückhaften Sätzen die Tragödien seiner Vergangenheit offenbart. Rollen, die das Publikum berühren, schockieren und zum Nachdenken anregen. Rollen, die das wahre Potenzial von Joseph Hannesschläger gezeigt hätten.
Die Tragik liegt darin, dass er diese Rollen nie spielen konnte. Seine Popularität als „Rosenheim Cop“ hatte ihn gewissermaßen in eine Schublade gesteckt. Die Produzenten und Regisseure sahen in ihm den gemütlichen Bayern, nicht den komplexen Charakterdarsteller. Doch nun, nach seinem Tod, ist es an der Zeit, dieses Bild zu hinterfragen und sich die Frage zu stellen: Welche Möglichkeiten wurden uns, wurden ihm, genommen?
Der Verlust von Joseph Hannesschläger ist nicht nur ein persönlicher Verlust für seine Familie und Freunde, sondern auch ein Verlust für die deutsche Film- und Fernsehlandschaft. Er war ein Schauspieler mit großem Talent, der noch so viel zu geben gehabt hätte. Nun bleibt uns nur die Erinnerung an seine bisherigen Leistungen und die bittersüße Vorstellung von dem, was hätte sein können.
Die Erinnerung an Hannesschläger ist untrennbar mit der Rolle des Korbinian Hofer verbunden. Seine Interaktion mit dem eher schusseligen, aber liebenswerten Kommissar Stadler (gespielt von Dieter Fischer) war ein Quell ständiger Heiterkeit. Die Dynamik zwischen den beiden, die ständigen Reibereien und doch tiefe Verbundenheit, trug maßgeblich zum Erfolg der Serie bei. Stadler, der oft unbeholfen und übermütig agierte, wurde von Hofer immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Doch hinter der Fassade des strengen Vorgesetzten verbarg sich eine tiefe Zuneigung, ein väterliches Gefühl, das Hannesschläger mit großer Authentizität verkörperte.
Auch die Beziehungen zu den Kolleginnen, besonders Miriam Stockl, gespielt von Marisa Burger, waren von einer besonderen Chemie geprägt. Das spielerische Geplänkel, die neckenden Bemerkungen und die subtilen Andeutungen sorgten für eine leichte, humorvolle Note in den oft düsteren Ermittlungen. Stockl, die stets alles im Blick hatte und mit ihrem scharfen Verstand und ihrer unerschrockenen Art Hofer zur Seite stand, war mehr als nur eine Sekretärin. Sie war seine Vertraute, seine Freundin, seine zweite rechte Hand.
Die Fälle selbst waren oft komplex und voller überraschender Wendungen. Die Rosenheimer Polizei, die mit Mord, Diebstahl und Intrigen konfrontiert wurde, musste stets ihren ganzen Verstand und ihre ganze Erfahrung einsetzen, um die Täter zu überführen. Doch hinter jedem Fall steckte auch ein menschliches Drama, ein Schicksal, das berührte und zum Nachdenken anregte. Hannesschläger verstand es meisterhaft, die Empathie und das Mitgefühl des Zuschauers zu wecken, ohne dabei in Kitsch abzudriften.
Der Tod von Joseph Hannesschläger hat die Serie „Die Rosenheim-Cops“ nachhaltig verändert. Die Produzenten standen vor der schwierigen Aufgabe, einen Nachfolger zu finden, der die Lücke, die er hinterlassen hatte, füllen konnte. Doch niemand konnte Hofer ersetzen. Der neue Kommissar, Anton Stadler, hat zwar seinen eigenen Charme, doch die Dynamik zwischen ihm und Stadler ist eine andere, die Chemie ist nicht die gleiche.
Die Frage bleibt: Wird die Serie ohne Hannesschläger ihren Erfolg fortsetzen können? Oder wird er für immer unersetzlich bleiben? Nur die Zeit wird es zeigen. Doch eines ist sicher: Joseph Hannesschläger wird in den Herzen seiner Fans weiterleben, nicht nur als der „Rosenheim Cop“, sondern auch als der talentierte Schauspieler, der mehr war, als die Rolle, die ihn berühmt machte. Und die Sehnsucht nach den Rollen, die er nie spielen konnte, wird uns immer daran erinnern, wie viel Potenzial in diesem großartigen Künstler ungenutzt blieb.